Svadhyaya

„Nachgespürt“ – Gedanken zum Yogaunterricht von Susanne

Svadhyaya – Selbststudium in der Fastenzeit

Viele Menschen nutzen die sieben Wochen vor Ostern, um bewusst auf etwas zu verzichten oder mit Gewohnheiten zu brechen. Aus dem Yoga ist uns diese Art der Persönlichkeitsschulung als Tapas Übung bekannt. Dabei kommen wir um Svadhyaya nicht herum. Mit diesem Begriff wird im Yoga sowohl das Studium der heiligen Schriften als auch die Erforschung des eigenen Inneren bezeichnet.

Ich selbst hatte mir dieses Jahr vorgenommen, beim Essen jeden einzelnen Bissen konsequent zu kauen, möglichst 30 mal. Das wird von Medizinern und Heilpraktikern empfohlen, um jeden Bissen genau auszuschmecken und vorzuverdauen. Anfangs war ich begeistert. Hat dieses bewusste Kauen doch mein Essen enorm entschleunigt und den Genuss wieder in den Vordergrund gerückt. Ein schöner Nebeneffekt war außerdem, dass ich viel schneller satt war. Ich holte mir ergänzende Literatur, trocknete Brot und übte, es erst in Spreisebrei zu verwandeln und dann zu schlucken. Eigentlich ganz einfach … denkt man.

Wie bei vielen Vorhaben, egal, ob wir uns vornehmen, uns mehr zu bewegen, jeden Tag zu meditieren, regelmäßige Entspannungsübungen in den Alltag einzubauen, die erste Zeit des Enthusiasmus ist von größter Disziplin geprägt. Man stellt fest, es funktioniert, du hast die Zeit, du könntest es durchhalten. Doch leider, leider – und das kennen sicherlich viele von Ihnen/euch – kommt dann der Punkt, an dem wir schleichend wieder in altbekannte Muster verfallen.

Gewohnheiten sind erlernt, meist in der Kindheit oder Jugend antrainiert, um effizient durchs Leben zu kommen. Und das macht es so schwer, sie zu ändern. Wer sich den Riegel Schokolade, die extra Tasse Kaffee als Belohnung angewöhnt hat, wird es schwer haben, darauf zu verzichten.

Ich selbst habe gelacht, als ich hörte, dass Menschen Seminare besuchen, um „wieder“ richtig kauen zu lernen. Jetzt lache ich nicht mehr, denn nichts ist schwieriger als sich das jahrelang in kurzen Mittagspausen antrainierte hastige Kauen und Schlucken abzugewöhnen.

Dennoch werde ich versuchen, mir etwas von dem neuen Bewusstsein beim Essen auch für die Zeit nach Ostern zu erhalten. Und wenn es mir hin und wieder gelingt und die Gelassenheit auch ab und zu auf meine Umgebung ausstrahlt, dann ist das doch schon viel Wert, oder?